viele Kinder wachsen in einer trostlosen Umgebung auf. Es mag sein, dass sie materiell gut versorgt sind und das sind dann auch meist diejenigen die dann später im Leben behaupten, sie hätten eine schöne Kindheit gehabt und doch sind auch so viele von diesen gut Versorgten trostlos aufgewachsen.
Trost ist etwas, das man erhalten sollte, wenn es einem nicht gut geht. Doch in vielen Elternhäusern gibt es so etwas nicht. Wenn es dem Kind nicht gut geht, dann wird das von vielen Eltern als eine Belastung empfunden und das lassen sie die Kinder dann auch spüren. Anstatt sie zu trösten, wenn sie traurig sind, meckern sie und übertragen die Verantwortung für den Umgang mit den Gefühlen alleine dem Kind, das dann letztendlich nur die Möglichkeit hat, seine Gefühle und sich selbst als Problem anzusehen und diesen Teil von sich tief in sich zu vergraben, abzuspalten oder mit anderen dysfunktionalen Bewältigungsstrategien mit dem Konflikt umzugehen. Ein Teufelskreis, denn genau dasselbe haben auch schon die Eltern erfahren. Niemand hat ihnen einen gesunden Umgang mit ihren Gefühlen beigebracht.
Trost sollte etwas Selbstverständliches sein. Wann immer wir jemanden leiden sehen, sollten wir genau in uns hinein hören. Empfinden wir Mitgefühl oder Verachtung? Ist letzteres der Fall, hat man wahrscheinlich die seelenkranken Einstellungen der Eltern übernommen.
Unsere Gesellschaft ist noch nicht an dem Punkt angekommen, wo sie begreift, wie wertvoll es für das kollektive Wachstum ist andere zu trösten und Mitgefühl zu empfinden. Traurige und schwere Gefühle werden als Problem betrachtet, mit denen jeder gefälligst allein fertig zu werden hat. Schafft man das nicht, wird man als schwach angesehen und ausgegrenzt.
Somit lässt man den Menschen eigentlich, wenn sie ein „lebenswertes“ Leben führen wollen, nur die Wahl ihre schweren Gefühle zu ignorieren oder zu unterdrücken, obwohl sie nun mal essenzieller Bestandteil der menschlichen Erfahrung sind und letztlich zu seelischem Reichtum führen. Eine Gesellschaft kann so langfristig nicht überleben, denn nichts kann ewig unter der Oberfläche gehalten werden und wir können live beobachten, wie unsere Gesellschaft in Drogen- und Konsumsucht, Depression und seelischer Armut versinkt – alles Ausdrücke von dysfunktionalem Umgang mit Gefühlen.
Wenn ich Leuten erzähle, was ich beruflich mache, dann kommt als Antwort ganz oft, dass sie es sich niemals antun könnten, sich den ganzen Tag die Probleme anderer Menschen anzuhören und dann denke ich mir, dass es gar nicht verkehrt wäre, wenn diese Leute mal ein paar Sitzungen mit mir erleben würden. Denn für mich ist es überhaupt keine Belastung mir die Probleme anderer Menschen anzuhören, ihre Gefühle mitzufühlen, mit ihnen zu leiden und zu weinen.
„Unser Problem ist es, dass wir unsere Probleme als Problem betrachten und Probleme etwas sind, mit dem wir andere Menschen nicht belasten dürfen.“ - wäre eine dysfunktionale Aussage, die die Sichtweise großer Teile unserer Gesellschaft recht gut widerspiegelt. Eine adäquate Formulierung wäre: „Unsere Chance besteht darin, dass wir unsere tiefen Gefühle als Möglichkeiten betrachten, die es anderen Menschen ermöglichen, Mitgefühl und Liebe zu empfinden und so ihr Herz zu öffnen und seelisch zu wachsen.“
Wenn du das verstanden hast, wirst du dich nie wieder als eine Belastung empfinden und gar nicht mehr aufhören können, anderen Menschen bei der Bewältigung ihrer schweren Gefühle zu helfen. Eine Gesellschaft, in der gegenseitiges Mitgefühl vorherrscht und man sich tröstet, sobald schwere Gefühle auftreten, ist eine gesunde Gesellschaft – eine Gesellschaft mit Herz. Sich gegenseitig in der oft leidvollen Erfahrung des Lebens zu unterstützen ist eine zutiefst seelisch verbindende und erhöhende Erfahrung und damit das Gegengift gegen die Spaltung unserer Gesellschaft.
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